Neurologische Sprach- und Sprechstörungen (Aphasie, Dysarthrophonie Dysarthrie)

Aphasie

ist eine erworbene Störung der Sprache infolge Läsionen des Sprachzentrums nach abgeschlossenem Spracherwerb. Ursachen für Aphasie sind Schlaganfälle, Hirnblutungen oder Schädel- Hirn Traumata.

Betroffen sind alle sprachlichen Modalitäten der Sprache in unterschiedlicher Intensität:

  • expressive Sprache (Wortfindung, Grammatik, Wortbedeutung, Spontansprache)
  • Sprachverstehen
  • Lesen
  • Schreiben

Arten der Aphasie:

  1. Amnestische Aphasie: Das Sprachverstehen ist nahezu unauffällig, Lesen und Schreiben sind gut möglich. Die Spontansprache ist flüssig, aber es sind immer wieder Wortfindungsstörungen auffällig. Die Grammatik ist uneingeschränkt.
  2. Broca Aphasie: Das Sprachverstehen weist leichte Einschränkungen auf. Die Spontansprache ist gekennzeichnet durch Wortfindungsstörungen, Wortverwechslungen (Paraphasien) und Sprechanstrengung (Sprechapraxie). Lesen und Schreiben weisen eine leichte bis mittelgradige Störung auf.
  3. Wernicke Aphasie: Das Sprachverstehen ist mittel- bis hochgradig beeinträchtigt. Die Spontansprache ist gekennzeichnet durch eine flüssige Sprachproduktion, vielen Wortverwechslungen und Wortneubildungen (Neologismen). Die Äußerungen sind für den Gesprächspartner meist nicht nachvollziehbar. Auch beim Lesen und Schreiben sind diese Symptome auffällig.
  4. Globale Aphasie: Dies ist die schwerste Ausprägung der Aphasie. Alle sprachlichen Modalitäten sind schwer beeinträchtigt. Oft ist es den Betroffenen gar nicht möglich, sich verbal zu verständigen.  Auch nonverbale Kommunikationsmöglichkeiten (Gestik und Mimik), sowie Lesen und Schreiben sind eingeschränkt.

In der logopädischen Therapie werden Übungen, individuell angepasst an das jeweilige Störungsbild, angeboten. Die sprachlichen Leistungen sollen aktiviert und verbessert werden, aber auch kompensatorische Maßnahmen kommen zum Einsatz.

Dysarthrophonie (Dysarthrie)

ist eine erworbene Sprechstörung, bedingt durch Hirnverletzungen (Schlaganfall, Hirnblutungen, Schädel- Hirntraumata). Auch bei neurodegenerativen Erkrankungen, z.B. Mb. Parkinson, Multiple Sklerose, ALS und Muskelerkrankungen, kann eine Dysarthrophonie auftreten.

Die sprechmotorischen Abläufe sind eingeschränkt oder unkoordiniert. Betroffen sind Ruhe- und Sprechatmung, die Stimmgebung, Artikulation und Prosodie, die sprachlichen Äußerungen der Betroffenen sind in ihrer Verständlichkeit reduziert.

Das Sprachsystem ist nicht betroffen, d.h. Wortfindung, Grammatik, Lesen, Schreiben und Sprachverstehen sind unauffällig.

Je nach Intensität der Dysarthrophonie ist das Kommunikationsverhalten leicht-, bis schwergradig beeinträchtigt. Die schwerste Form ist die Anarthrie.

In der logopädischen Therapie werden Übungen zur Verbesserung der Atmung, Sprechatmung, Stimmgebung, Artikulation und Prosodie angeboten. Bei Bedarf kommen auch alternative Kommunikationsmöglichkeiten (z.B. Kommunikationsbuch) zum Einsatz, um den Betroffenen eine Möglichkeit zu bieten, Grundbedürfnisse mitzuteilen.

Sprechapraxie/Sprechdyspraxie

ist eine erworbene Sprechstörung, die meist mit einer Aphasie einhergeht. Sie tritt sehr selten isoliert auf.

Das Ansteuern von notwendigen Bewegungsabläufen zur Lautbildung ist beeinträchtigt. Eine ausgeprägte Sprechanstrengung ist auffällig, auch artikulatorische Suchbewegungen können beobachtet werden. Vor allem die „willentliche“ Initiierung ist erschwert.

Je nach Schweregrad werden in der logopädischen Therapie zu Beginn zuerst Einzellaute erarbeitet, bevor diese zu Silben und Wörtern verbunden werden können. Zur Erarbeitung der Laute wird mit visuellen (z.B. Mundbild) und taktilen Stimuli (Reizsetzung an Lippen oder am Mundboden) gearbeitet, um das Auffinden der Artikulationsstellen zu erleichtern.

Alexie/Agraphie

ist eine erworbene Störung der Schriftsprache, die selten isoliert auftritt. Meist sind auch andere sprachliche Modalitäten betroffen (Aphasie). Je nach Schweregrad sind Betroffene oft gar nicht in der Lage zu Lesen oder zu Schreiben. Bei leichteren Ausprägungen werden sowohl beim Lesen und Schreiben Laute ausgelassen, verwechselt oder im Wort vertauscht.

In der logopädischen Therapie werden spezifische Übungen für die schriftsprachlichen Modalitäten angeboten.